Fünf Tage vor dem Ausflug: Österreich versinkt im Schnee. Lawinenwarnstufe 5. Alles kein Problem. Bernhard ist optimistisch, er habe auch bei Lawinenstufe 4 das Skibergsteigen gelernt.
Nach zwei Theorieabenden mit Equipment Check, Tourenplanung über Snow-Card und Planzeiger ist es so weit. Abfahrt am Donnerstagnachmittag in Karlsruhe, die Stadtmobile sind gepackt und zur Einstimmung läuft im Radio „Skifoan und Von Mellau bis Schoppernau“. Der gemeinsame Musikgeschmack ist getroffen und das Wochenende kann losgehen. Vom verregneten Karlsruhe hinein in meterhohe Schneeberge. Schon bei der Fahrt werden wir von Bernhard darauf aufmerksam gemacht, dass das Beobachten und Bewerten der Umgebung bereits im Tal ein wichtiges Element der Tourenplanung ist. Angekommen in Baad im Kleinwalsertal, geht es auch schon gleich mit der Tourenplanung für den nächsten Tag los. Erstes Ziel Unspitze.
Ausgeschlafen treffen wir uns mehr oder weniger pünktlich um 9 Uhr zum Anfellen. Aussage Bernhard: Wer zu spät kommt muss den Tourenbericht schreiben (Viele Grüße von Hanna und Susi). In zwei Gruppen geht es los. Nach einer halben Stunde hat jede Gruppe bereits ihr erstes Lawinenopfer in Form eines Pieps im Dry Bag geborgen. Es geht weiter, die Steigung nimmt zu und die am Babyhügel erprobten Spitzkehren werden angewandt. Während unsere Spitzkehren noch im Tiefschnee hängen bleiben, ist Marco nur noch ein kleiner gelber Punkt in der Ferne. Die erste hart verdiente Mittagspause fand im schönsten Tiefschnee bei strahlendem Sonnenschein statt. Gestärkt und frohen Mutes wanderten wir nach der Mittagspause weiter, ohne zu wissen was uns gleich erwartete. Auf einer Anhöhe angekommen, bereit fürs Abfellen, wurde uns unter Getöse und Donner eine perfekte Gleitschneelawine präsentiert. Dies hat uns nochmal verdeutlicht, dass auch bei Lawinenstufe 2 eine genaue Bewertung der Umgebung wichtig ist. Unterstrichen wurde dies von der zweiten Lawine dieses Tages. Nach einem ereignisreichen Tag traf sich die Gruppe in der Sauna wieder und wurde von Bernhards Wedelkünsten abseits der Piste begeistert. Nach der Tourenplanung für den nächsten Tag wurde nochmals auf die beobachteten Lawinen eingegangen. Erschöpft fielen wir ins Bett.
Auch wenn der Bericht schon vergeben war, waren wir am nächsten Tag alle super pünktlich. Außer Bernhard. Das Warten überbrückten wir mit Hansis Ghettoblaster und Skigymnastik. Dann ging es in den Gruppen auf den Gamsfuß. Auch an diesem Tag konnten wir in ausreichender Entfernung eine gewaltige Gleitschneelawine beobachten, die die Bäume wie Streichhölzer umknickte. Spätestens jetzt hatten wir alle den nötigen Respekt vor den Naturgewalten. Die Mittagspause verbrachten wir in noch schöner glänzendem Schnee und noch mehr Sonne als am Tag zuvor. Ein von uns ausgegrabenes Schneeprofil zeigte uns, dass die Lawinengefahr auf der Nordseite abgeflacht war und perfekte Bedingungen herrschten. Dank Bernhards Ortkenntnis und dem Wunsch den schönsten Teil der Abfahrt in feinstem unberührten Pulverschnee für seine dahinterliegende Gruppe zu beanspruchen, gab er Hansi gewollt ungenaue Informationen. First line – Pulverschnee über Freundschaft. Hansis Gruppe ging aber auch nicht leer aus, sie bekam einen Mutmachschnaps vor dem Steilhang. Naschkatze Bernhard wurde leider von der Bärgunthütte enttäuscht, der seit dem ersten Tag gehypte Blaubeerkuchen, stand noch nicht auf der Karte. Dies könnte eventuell der Lawine geschuldet sein, die ein paar Tage zuvor die Hütte verschüttet hat.
Am letzten Tag ging es zur Litzescharte. Nach der Mittagspause machten wir nochmals ein LVS-Training und stiegen dann die letzten Meter bergauf. Zur Motivation gab es dieses Mal keinen Schnaps, sondern Musik aus Hansis Ghettoblaster. Abgerundete wurde unser letzter Skitag von einer schönen Abfahrt sowie Germknödel und Weizen beim Abschlussgespräch. Insgesamt ein toller Ausflug mit wertvollen Gesprächen und fabelhaften Menschen. Erschöpft und voller Endorphine fuhren wir nach Karlsruhe zurück.
Noch heute träumen wir von unverspurten Hängen, Pulverschnee und Hansis und Bernhards Wedelkünsten. Danke dafür!
Hanna Pfister & Susanne Kubisch