Am 07. Juni trafen wir uns erstmals zur Vorbesprechung für den „Alpinen Basiskurs“. Nach einem kurzen Kennenlernen wurde schnell klar, welche Erwartungen die Teilnehmer an den Kurs knüpften. Die meisten gaben eine kleine Berggeschichte zum Besten, bei der sie an ihre Grenzen gelangt waren – und genau diese sollten im bevorstehenden Kurs erweitert werden. Nachdem die Ausrüstungsliste besprochen und alle organisatorischen Punkte abgehandelt waren, machte uns unser Kursleiter Jürgen noch mit den wichtigsten Knoten im alpinen Bereich vertraut –wir gelobten diese bis zum Tourstart fleißig zu üben.
Am 29. Juni ging es dann los. Nach gut dreieinhalbstündiger Fahrt erreichten wir den Parkplatz an der Fellhornbahn und machten uns bestens gelaunt an den Aufstieg. Die Überwindung der rund 1.200 Höhenmeter versüßten wir uns mit zwei Pausen auf der urigen Petersalpe (1.296 m) und der Enzianhütte (1.779 m), wobei Buttermilch, Kaffee und Zwetschgendatschi neue Energie freisetzten. Am späten Nachmittag kamen wir schließlich an der malerisch gelegenen Rappenseehütte (2.091 m) an. Der Blick auf die beiden kleinen Seen und die in den Himmel ragenden, grauen „Hausberge“ Rappenseekopf (2.468 m) und Hochrappenkopf (2.425 m) entschädigten uns reichlich für unsere Anstrengungen.
Wer jedoch gehofft hatte nach dem langen Aufstieg erst mal die Füße hochlegen und entspannen zu können, wurde enttäuscht, denn Jürgen und Bernhard hatten noch so einiges mit uns vor. Nach „harmlosen“ Übungen zum sicheren Gehen auf losen Steinen und zur Selbstsicherung mit Hilfe von Prusik-Knoten und Klettersteigset, stand zur Krönung des Tages das Erklimmen eines nahegelegenen Schneefeldes auf dem Plan. Ausgerüstet mit Regenhose, Regenjacke, Helm und Handschuhen durften wir unsere ersten Erfahrungen beim Fallen in steilen Schneefeldern machen. Konkret bedeutete dies, dass wir in allen möglichen Positionen, inklusive auf dem Rücken liegend, kopfabwärts, das Schneefeld heruntersausten und uns möglichst schnell in die Position zum Halten (welche, wie jeder weiß, die Plank-Position ist) bringen sollten. Wir waren überrascht, wie schnell man nach einem Sturz Fahrt aufnehmen konnte. Nach diesem letzten Highlight des Tages und mit Adrenalin in den Adern, erwartete uns endlich der verdiente Lohn in Form von Spätzle, Fleischkäs‘, Maultaschen und natürlich einem Feierabendgetränk.
Frisch gestärkt ging’s dann an die Tourenplanung für den nächsten Tag. Anhand verschiedener topographischer Karten, Routenführern und den in der Speisekarte enthaltenen Hinweisen fiel dann die einstimmige Entscheidung, am folgenden Tag das „Hohe Licht“, mit 2.651 m der zweithöchste Gipfel der Allgäuer Alpen (nur der Große Krottenkopf ist 5 m höher), zu erklimmen. Und so bezogen wir unsere luxuriösen 6-Bett-Zimmer und versuchten eine Mütze Schlaf zu bekommen.
Nach dem gemeinsamen Frühstück ging es am nächsten Morgen um 8 Uhr in Richtung „Hohes Licht“. Ein kurzer Fußmarsch führte uns zum Fuß des Berges, welcher gerade im Lichte der Morgensonne seinem Namen aller Ehre machte. Im Geiste gingen wir die bevorstehende Route anhand der markanten Merkmale des Berges gemeinsam durch. Die Gruppe schien für einen kurzen Moment beeindruckt von ihrer eigenen Courage, führte die Route doch über Schneefelder, schmale Steige mit stark abschüssigem Gelände sowie leichte Kletterstellen – für viele von uns einige Premieren. Dann ging es los, zunächst über eine Geröllzunge zur Querung unseres ersten Schneefeldes, über teils drahtseilgesicherte Passagen und Steige, in Kehren hinauf zum Gipfel. Vor uns eröffnete sich ein herrliches Bergpanorama, das wir bei einer Vesperpause ausgiebig genossen. Nach dem Eintrag ins Gipfelbuch traten wir den Rückweg an und trafen gerade rechtzeitig zu hausgemachtem Apfelstrudel und Kaffee wieder in der Hütte ein.
Das Programm an diesem Tag war aber noch nicht bewältigt, denn wir wollten ja unser alpines Wissen auch in der Theorie vertiefen. Und so gab uns Jürgen noch eine Lehreinheit zum Verhalten in Notfällen, Navigation mit Kompass und Karte und Wetterkunde zum Besten. Den Abend auf der Hütte ließen wir entspannt ausklingen und konnten sogar noch ein paar Blicke auf den Sonnuntergang vor dem Bergpanorama erhaschen, bevor wir zufrieden in unsere Betten fielen.
Am dritten Tag war nach dem Frühstück auch der Wissenshunger auf die letzte Lehreinheit wiedererwacht: Schlingen legen stand auf dem Programm. Unsere beiden Kursleiter schienen amüsiert, als Sie feststellten, welch wackeligen Steinen wir unser Leben anvertraut hätten. Seitdem wissen wir, dass man besser nur kühlschrankgroßen (mit Gefrierfach!), aufliegenden Steinen seine Sicherung anvertrauen sollte. Nachdem wir den gesamten Sicherungsprozess in zwei Gruppen durchgespielt hatten, kehrten wir zur Hütte zurück, um uns auf den Abstieg vorzubereiten. Dieser forderte uns erneut mit einigen glitschigen Passagen heraus. Natürlich gönnten wir uns unterwegs noch einen kleinen Genuss-Stopp auf der urigen Petersalpe. Im Tal deckten wir uns noch mit würzigem Bergkäse ein, bevor wir schließlich unseren Ausgangspunkt erreichten und müde aber zufrieden nach Karlsruhe zurückfuhren.
Das Fazit der Teilnehmer war einstimmig: Unsere Erwartungen wurden eindeutig übertroffen. Das einzige, was ein Update verdient hätte, ist die Kursbeschreibung, denn diese hatte uns nicht darauf vorbereitet, wie viele spannende, neue Einblicke in die Welt des Alpinismus wir an diesem Wochenende sammeln würden. Der Basiskurs hat uns allen mehr Sicherheit vermittelt, noch mehr „Bergweh“ und die Lust geweckt, sich häufiger im alpinen Gelände zu bewegen. Dank und Lob gebührt unseren Kursleitern, Jürgen und Bernhard, die uns „Greenhorns“ mit viel guter Laune und Geduld durch ein tolles Wochenende geleiteten.
Kira