Acht angehende Bergsteiger haben sich für den Kurs “B04/18 Spaltenbergung+++ mit begleiteter Hochtour” bei Georg angemeldet und wollen selbstständig, aber von Übungsleitern begleitet, auf die Gipfel der Silvretta steigen. An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank den weiteren Übungsleitern Julia und Erik, ohne die die Tour nicht hätte stattfinden können.
Eine Woche bevor es losging, haben wir uns im Sektionszentrum zum Kennenlernen, Üben der Selbstrettung und erster Tourenplanung getroffen.
Am Freitag ging es dann gegen 14 Uhr los Richtung Berge. Die Ankunft auf der Bielerhöhe/Silvrettastausee verzögerte sich wegen Stau auf 20 Uhr, sodass wir uns beeilten und schnurstracks den Aufstieg zur Wiesbadener Hütte auf 2443m begannen. Dort sind wir um ca. 21:30 Uhr herzlich begrüßt worden und haben sogar noch eine Gulaschsuppe mit Bier bekommen. Die Hütte ist gut geführt und in gutem Zustand. Unser Lager war in 2er bzw. 3er Abteile unterteilt. Vor dem Zubettgehen haben wir noch flugs die Seilschaften gebildet und den ersten Tourentag geplant.
Am nächsten Morgen starteten wir gemeinsam um 7 Uhr von der Hütte in Richtung Vermuntgletscher. Dort sind zwei Seilschaften (Marcel, Regine, Hanno, und Georg sowie Amelie, Lukas, Florian und Erik) über die obere Ochsenscharte gegangen, um die Hintere Jamspitze (3156m) zu besteigen. Die dritte Seilschaft (Anja, Axel und Julia) ist auf die Dreiländerspitze (3197m) geklettert.
Der Weg bis zur oberen Ochsenscharte verlief einfach über den recht flachen, fast spaltenfreien Vermuntgletscher, der noch etwas mit sulzigem Altschnee bedeckt war.
Etwa 500m hinter der Ochsenscharte tauchte eine steile Schuttrinne (ca. 35°) von etwa 50m auf, wovon wir ca. 25m mit Frontalzackeneinsatz und Pickelhaue im Schutt nach oben krabbelten. Im Abstieg hat Gruppe 1 hier später abgeseilt und Gruppe 2 ist über ein brüchiges Felsband nach unten gegangen. Anschließend ging es noch ca. 10 Minuten über den Jamtalferner, von dessen Ende es noch ca. 20m über einfaches Gehgelände auf die Jamspitze ging. Um 11 Uhr waren alle auf dem Gipfel.
Auf dem Rückweg haben sich unsere Wege geteilt: Während Gruppe 1 an einem Windkolk die Spaltenbergung via Mannschaftszug übte, ist Gruppe 2 Richtung Dreiländerspitze gegangen. Der Mannschaftszug war aufgrund des überhängenden Schnees sehr anstrengend, da sich das Seil tief in den Schnee eingegraben hat. Der zu Rettende musste kräftig mithelfen und mit dem Pickel die Schneekante abtragen. Gleichzeitig durfte die Seilschaft ihn nicht zu weit in den überhängenden Schnee hineinziehen. Wie wäre das wohl im Ernstfall ohne Mithilfe des zu Rettenden ausgegangen?
An gleicher Stelle kam später Gruppe 3 nach Besteigung der Dreiländerspitze hinzu, um dort die Spaltenbergung via Loser Rolle zu üben.
Währenddessen ging Gruppe 2 Richtung Dreiländerspitze, die eine leichte, aber dennoch spannende Kletterei im 1. und 2. Grad bot. Kurz vor dem Gipfelgrat haben wir zu Übungszwecken eine Seilsicherung an Bohrhaken und Felsköpfen gelegt.
Das anschließende Abklettern war noch etwas anspruchsvoller - sicher abklettern ist doch nicht so einfach wie hochklettern.
Gegen 16 Uhr waren alle Gruppen wieder auf der Wiesbadener Hütte. Nach einem guten 3-Gänge Abendessen planten wir den letzten Tourentag:
Es sollte eine Gratüberschreitung des Silvrettahorns mit Abstieg ins Klostertal werden. Dieses Mal jedoch selbst geführt, d.h. bis auf Erik waren die Übungsleiter Georg und Julia in einer eigenen Seilschaft unterwegs.
Am Sonntag ging es um 06:30 Uhr los in Richtung Ochsentaler Gletscher - wir folgten der “Autobahn” zum Piz Buin. Am Gletscherbeginn sind wir aufgrund der anfänglichen Steilheit von über 30° ca. 100m unangeseilt aufgestiegen. Beim steilsten Teilstück über aperen Gletscher hat Gruppe 3 zu Übungszwecken noch eine Eissschraube gesetzt. Der Gletscher wies auf der Gehspur keine (sichtbaren) Spalten auf, war jedoch aufgrund des sulzigen Altschnees mühsam zu begehen. Das Gelände ist hier gut einsehbar, rechter Hand war das Silvrettahorn stets zu sehen und linker Hand bzw. geradeaus blickend bot sich ein schöner Blick auf die Ameisenschlange in der Buinlücke. Ungefähr in der Mitte des Gletscher gabelte sich der Weg: Hier verließen wir den Weg zum Piz Buin und folgten der Spur rechts hoch zur Egghornlücke, wo wir eine kurze Rast bzw. für Gruppe 3 eine “Russische Pause” eingelegt haben :-). Ab hier ging es ohne Steigeisen in leichter Kraxelei im 1. Grad zum Silvrettahorn. Gegen 10:30 Uhr haben wir den Gipfel erreicht und eine ausgebiebige Pause bei passablem Weitblick eingelegt.
Weiter Richtung Klostertaler Gletscher stellte sich uns der Piz Grambola / Knoten mit 3190m “in den Weg”. Hier galt es eine Schlüsselstelle im 2. bis 3. Grad zu überwältigen. Georg stieg die kurze Stelle routiniert vor und hat uns nachgesichert.
Nach einem kurzen Abstecher beim Piz Grambola a.k.a. Knoten (3190m), der eigentlich mit 15m Schartenhöhe / Prominenz gar kein “echter” Gipfel ist, ging es wenige Meter vor diesem über ein steiles Geröllfeld bergab zur Rotfluhlücke bzw. zum Klostertaler Gletscher.
Von hier an ging es wieder in den Seilschaften unschwierig über den relativ flachen Klostertaler Gletscher hinab ins Tal. Gegen 14:30 Uhr erreichten wir die nicht bewirtschaftete Klostertaler Umwelthütte, an der wir noch eine letzte Rast einlegten, bevor wir die letzten 1,5 Stunden Abstieg zur Bielerhöhe antraten. Erschöpft aber glücklich kehrten wir dort noch in den Berggasthof Piz Buin ein. Nach einer leckeren Stärkung sowie der Abschlussbesprechung ging es mit vielen tollen Erinnerungen wieder nach Hause.
Fazit:
Es war für alle Teilnehmer ein rundum gelungenes Touren-Wochenende und die logische Fortführung für uns angehende Bergsteiger, die vor kurzem einen Spaltenbergungskurs absolviert haben und noch wenig bis keine Hochtouren-Erfahrung haben. Ab hier folgen wir dem guten Rat von Erik und laufen alleine weiter! :-)
Marcel und Florian