Vielleicht klappt es ja dieses Mal. Letztes Jahr hatte ich den Kurs schon knapp verpasst. Und ein anderer Kurs im April, zu dem ich mich auch angemeldet hatte, wurde Corona bedingt verschoben. Über Wochen schaue ich immer wieder auf Corona-Inzidenzzahlen in der Umgebung - hoffentlich bleiben die so niedrig, wie sie sind. Dann kommt endlich die lang erwartete E-Mail von Erik. Die beiden Theorieabende müssen zwar noch verschoben werden, aber: Der Mehrseillängenkurs 2021 kann stattfinden!
Ein Paar Wochen später ist es dann so weit. Bevor wir uns in die Wände stürzen, erst einmal Trockenübungen in der Horizontalen vor dem Sektionszentrum. Wir, das sind Aleksandr, Christina, Justus, Moritz, Sebastian, Yan und natürlich Erik. Markus, der inzwischen in der Schweiz lebt, würde dann am Felswochenende zu uns stoßen.
Theorie gibt es reichlich. Wie verbindet man Fixpunkte zu einem Standplatz? Nachsichern mit dem Tuber im Guide-Mode? Seilkommandos und Seilhandling in einer Zweier- oder Dreierseilschaft sowie mit Einfach und Halbseilen. Und natürlich auch noch die vielen Kleinigkeiten: Wie bekommt man einen Bulinknoten in eine Bandschlinge? Einen Mastwurf konnte man doch auch irgendwie mit einer Hand machen? Und vieles mehr. Am Ende glüht ein wenig der Kopf, aber wir haben ja noch zwei ganze Tage am Fels zum Üben vor uns.
Treffpunkt am Battert Parkplatz ist Samstag um 8 Uhr. Nichts für Langschläfer, aber bei angesagtem strahlenden Sonnenschein und knapp 30 Grad an diesem Tag eine gute Entscheidung. Nach einer kurzen Aufteilung in zwei Gruppen, Aleksandr, Justus und Sebastian zusammen mit Markus und Christina, Moritz und Yan mit Erik, geht es dann in die ersten Routen. Hier wird es vor allem um die Gruppe mit Markus gehen, in der wir selbst unterwegs waren.
Unser erstes Ziel: Der „Bockgrat“ (4/4+) – eine leichte Tour zum Einstieg, da wir alle klettertechnisch wegen Corona doch etwas aus der Übung sind. Nun heißt es Abläufe üben. Wir sind als Dreierseilschaft mit zwei Halbseilen unterwegs. Markus steigt zunächst mit einem extra Einfachseil alle Abschnitte vor, um dann unseren „Vorsteiger“ von oben nachsichern und den Standplatzbau überprüfen zu können. Wir übernehmen alle Rollen reihum. Einmal Vorsteiger und einmal erster, bzw. zweiter Nachsteiger. Dadurch ergibt sich vor allem an den Standplätzen manches Mal das ein oder andere Fragezeichen, müssen wir durch die Rotation doch bei jeder Seillänge die Seilenden, mit denen wir eingebunden sind, untereinander tauschen. Belohnt wird die Kletterei Battert-typisch mit Gipfelglück.
Nach dem einsteigerfreundlichen Bockgrat und stärkender Mittagspause ging es dann in den „Offenburger Weg“ (5/5+). Konnten wir in der ersten Tour an jedem Standplatz noch gut stehen, ist hier vor allem der erste Standplatz inmitten einer spitzen Verschneidung weit weniger gemütlich – vor allem zu viert. Teilweise hängend dauert eine ganze Weile, bis wir die Seile so geordnet haben, dass sie nicht kreuz und quer verlaufen und das Handling angenehm ist. Es hilft, dass wir in der Gruppe jeden Vorgang durchsprechen und auf diese Weise Fehler vermeiden können. Am Ende entschädigt auch hier die Aussicht vom Gipfel für den Aufwand. Nach dem Abseilen ist der erste Tag dann auch schon vorbei. Insgesamt weniger anstrengend für den Körper als für den Kopf, sei es durch die erforderliche Konzentration für all die Kleinigkeiten, die es zu beachten gilt, oder die pralle Sonne und Sommerhitze.
Auch am Sonntag ist noch einmal früh aufstehen angesagt. Heute soll die „Freundschaft“ (6-/6) besiegelt werden. An der Falkenwand gelegen bedeutet das weniger stufige, dafür umso luftigere Kletterei und Exposition. Wenn man vor allem Sportklettern gewohnt ist, ist es nochmal eine ganz andere Erfahrung, wenn man 40 oder 50 Meter gerade nach unten schauen kann und nur Luft unter sich hat. Auch durften wir hier das volle Programm Standplatzchaos genießen. Für uns schon nicht groß genug, kreuzt plötzlich noch eine aus einer anderen Route kommende Seilschaft unseren Stand. Wie so oft hilft auch hier eine gute Kommunikation und alle können ihre jeweiligen Routen fortsetzen.
Für unsere Gruppe sollte das die letzte Mehrseillängentour sein und nutzen den Rest des Tages um uns an Sportklettereien platt zu machen.
Es waren zwei spannende Tage am Battert, an denen wir nicht nur viel gelernt, sondern in der Gruppe auch viel Spaß hatten. Dies lag nicht zuletzt an unseren Kursleitern Erik und Markus, die mit vielen kleinen Tipps nebenbei geholfen haben und den Spagat einer insgesamt angenehm ausgelassenen, aber an den wichtigen Stellen konzentrierten Kursatmosphäre geschafft haben. Vielen Dank dafür von allen Teilnehmern!
Von Sebastian & Aleksandr