Es war wieder so weit… Wir, das Wettkampf-Team Karlsruhe, brauchten Urlaub und neue Felsen. Und das Ende von 2019 schien geradezu perfekt. Somit begaben wir uns am 27. Dezember zu acht ins Kletterparadis Finale Ligure in Italien. Und obwohl einige abiturbedingt daheimbleiben mussten, kam trotzdem eine ganz wundervolle Gruppe zusammen. Nach der Ausführung des allerseits bekannten „Treffpunkt: viel zu früh an der Halle“ begann der erste Kraftakt dieser Ausfahrt: Das Bepacken eines Busses für zehn Tage, acht Personen und ungefähr der zehn Tonnen Essen.
Doch nach dieser Hürde traten wir endlich die nahezu endlose Anfahrt an. Denn zu unserem Pech erreichten wir nicht die Idealzeit von knappen acht Stunden, sondern brauchten alternativ fast zwölf Stunden. Am Zeltplatz angekommen bauten wir mit, wie wir noch erfahren würden, viel zu viel Lautstärke das Zelt auf begannen in völliger Dunkelheit ein Abendessen zu zaubern.
Am nächsten Morgen, welcher dank unserer stets rennenden Trainerin Ilana gefühlt um sechs Uhr begann, frühstückten wir etwas zu laut. In Folge dessen bekamen wir in rekordverdächtig kurzer Zeit schon die Frage, wie lange wir noch bleiben würden. Nun ja… Zehn Tage! Zu Bemerken war allerdings, dass wir nicht nur laut waren, sondern auch für alle verständlich, da der Campingplatz zu 90% von Deutschen bewohnt wurde. Den Tag über kletterten wir an einem Sonnenfelsen, welcher trotz der Jahreszeit auf einen warmen Urlaub hoffen ließ. Gegen Abend machten wir uns dann auch schon glücklich auf den Rückweg zum Zeltplatz. Das Fazit nach gerade mal einem Tag war klar. Ausdauer ist kaum vorhanden, die Haut wird leiden und wir müssen jetzt schon ans Ende des Platzes umziehen, um nicht noch mehr Leute um den Schlaf zu bringen.
Die zwei folgenden Tage kletterten wir an zwar durchaus spannenden, aber unfassbar kalten Felsen. Die Hoffnung auf einen warmen Urlaub war somit bereits wieder erloschen. Bevor die Sonne um 14 Uhr unsere Wand erreichte, war es so kalt, dass Sicherer in zwei Daunenjacken froren und die Kletterer ihre Finger nicht mehr spürten. Somit entstand Vormittags ein konstantes Gemurmel aus Routenlob, Hungerklagen und Gejammer wegen Kälte und Müdigkeit. Doch Klettern und Mittagssonne vertreiben ja bekanntlich alle Sorgen. Unsere Abende wurden stets begleitet von wundervollem Essen, Rotwein und Lagerfeuerklassikern wie KIZ und Reinhard May.
Der nächste Tag war dann auch schon der Höhepunkt der Ausfahrt: Silvester! Direkt morgens bereiteten wir Tiramisu für den Abend in einer besonders schönen Schale zu… Unserer Transportkiste! Anschließend folgte wie zu erwarten Kletterei und alles was dazu gehört. Diesmal verließen wir den Fels jedoch etwas früher, um noch in „der Klettererpizzeria“ überhaupt zu dinieren.
Ein paar Pizzen später begaben wir uns dann auch schon zum Strand, der direkt neben der Stadt liegt. An diesem Punkt begann dann das Spektakel. Um exakt 23 Uhr hatten sich alle außer Simon dazu überreden lassen, ins eiskalte Meer zu rennen, weshalb wir uns umzogen und direkt zweimal hintereinander in die Kälte wagten. Nun folgte aus Angst vor dem Erfrieren das wahrscheinlich hastigste Umziehen jemals.
Knappe zehn Minuten später traf unsere Verstärkung ein. Somit wurde unsere achtköpfige Gruppe um drei weitere Nachrücker aus Karlsruhe erweitert. Und mit dem kleinen Noah kamen natürlich auch eine ganze Menge Böller und Raketen, für die wir bis kurz vor Mitternacht sogar noch ein Feuerzeug auftreiben konnten. Nach ein paar Minuten war es dann soweit: Mitternacht und der Beginn von 2020. Eine Welle von Wünschen, Umarmungen und hier und da einer SMS nach zuhause wurde losgetreten und das Böllern konnte beginnen. Neben unserem eigenen Feuerwerk gab es jedoch auch noch ein großes für alle Menschen am Strand und der nebenliegenden Promenade.
Um ungefähr ein Uhr morgens begaben sich dann auch schon die ersten vier unserer Gruppe zurück zum Campingplatz. Die anderen folgten kurz darauf Jonas und Ilana über die Promenade mit dem scheinbaren Ziel die Rückfahrt anzutreten. Jedoch gingen wir stattdessen zu einem vollen Platz, auf dem eine DJ-Bühne aufgebaut war. Schnell fiel auf, getanzt wird hier ja irgendwie nicht. Deshalb begaben wir uns in die Menge, legten all unsere Rucksäcke und Jacken auf einen Berg in der Mitte und tanzten was das Zeug hielt. Nach ungefähr fünf Minuten realisierten wir, dass uns einige Leute zuschauten, die uns kurz darauf sogar Platz machten, wodurch wir natürlich NOCH mehr tanzen konnten. Plötzlich kam außerdem eine Gruppe aus drei Italienern/innen hinzu und tanzten mit uns. Um ungefähr 3:30 Uhr morgens war die Show vorbei und wir verabschiedeten uns von vielen italienischen Mittänzern.
Doch die Dreiergruppe blieb, woraus ein Gespräch, das aus englisch, spanisch und französisch bestand, entstand. Nach dieser multilingualen und um diese Uhrzeit unfassbar anstrengenden Unterhaltung schafften wir es gegen fünf Uhr zum Campingplatz zurück.
Am nächsten Morgen hieß es „Ausschlafen“. Ein Pausentag nach Klettern und Silvester war bitter nötig. Und das Beste, was man als Pause machen kann, ist ganz klar Klettern. Wir verbrachten den Tag an einem Fels, auf dem wir wegen seiner besonderen Form auch noch ein Gruppenfoto machen wollten. Als wir schon zu 90 % oben waren erfuhren wir jedoch, dass wir mit unserer Aktion aus Versehen einen Heiratsantrag aufhielten. Doch dem Jubeln zufolge, das wir beim Abstieg hören konnten, lief doch noch alles gut.
In den letzten Tagen des Urlaubs wurden nochmal ordentlich Routen geflasht, Projekte bezwungen und Pläne für eine mittlerweile dringende Dusche geschmiedet. Die Abende klangen mittlerweile schon routiniert mit Gesang und Wahnsinnsessen von der rennenden Ilana aus, sodass man fast ausschließlich mit guter Laune zu Bett ging. Unsere Tage wurden zudem von einzelnen kleineren Highlights begleitet. Dazu gehörten definitiv kleine abendliche Abstecher in die Stadt, um original italienischen Cappuccino zu trinken.
Am Abend des letzten Tages packten wir dann auch schon unsere Sachen und rollten mit dem Einbruch der Nacht auf die Straße.
Gegen sechs Uhr kamen wir an der Halle in Karlsruhe an, wo wir die dort schlafenden Boulderschrauber sanft weckten. Mit einem… SAUHAUFEN!! Ein paar müde, aber uns positiv gesinnte Blicke später legten auch wir uns schlafen, um gerademal drei Stunden später das Auspacken und Putzen des Busses zu starten.
Anschließend verflüchtigte sich die Gruppe in alle Richtungen nach Hause, um Schlaf und ein klein wenig Hygiene zu finden.
Hiermit danke ich im Namen des Teams vor allem unseren Trainern für das Organisieren einer solchen Ausfahrt, die gelungener kaum sein könnte. (Und natürlich noch ein besonderes Dankeschön an Ilana für das abendliche Bekochen unserer Gruppe. Es hat stets gemundet!)
Frohes Neues!
Bela Hardt