Gerhard, Eugen und ich, alle drei DAV- Mitglieder, flogen 1975 von Frankfurt über Kairo nach Entebbe, wo wir von Gerhards Schwager und seiner Schwester abgeholt wurden. Er arbeitete damals an der deutschen Schule in Kampala, der Hauptstadt von Uganda.
Dort kamen wir unter und hatten so einen wichtigen Stützpunkt für unser Vorhaben. Binnen zwei Tagen hatten wir neun Trägerlasten zu je 20kg gepackt und ließen uns dann mit einem VW-Bus nach Ibanda (1700m) fahren, einem Dorf im Ruwenzori-Gebirge. Dort endet die Straße.
Aus dem Bergstamm der Bakonjo wählten wir neun Träger und zwei Führer aus und begannen unsern viertägigen Aufstieg durch den angeblich dichtesten Regenurwald der Welt. Das Ruwenzori-Gebirge liegt knapp über dem Äquator. Uganda war früher ein Protektorat der Briten und britische Bergsteiger hatten mehrere einfache Wellblechhütten erstellt, die wir Bergsteiger nutzen konnten. Die Begleitmannschaft kampierte immer unter großen Felsdächern bei ihrem Lagerfeuer. Ein tägliches Tropengewitter mit reichlich Regen gehörte dazu. Der schmale schlüpfrige Pfad wurde mit Macheten freigehauen. Moose und Flechten hingen massenweise von den Ästen. Das Heidekraut Erica, das uns Wanderer in Deutschland nur die Waden streichelt, wird dort baumhoch! Strohblumen werden dort meterhoch, Senezien werden bis 12m, Johanniskraut bis zu 15m hoch. Nur 10% des Tageslichts dringt bis zum Boden vor.
Nach Überschreiten mehrerer wasserreicher Wildbäche erreichten wir auf 3915m Höhe die Bujukuhütte. Fünf der Träger gingen ab hier zurück. Nachts hatten wir Null Grad. Am Folgetag stiegen wir mit drei Trägern zur Elena Biwakschachtel hinauf, die auf 4600m Höhe liegt. Die Träger gingen sofort zurück zur Bujukuhütte. Die Biwakschachtel war belegt von drei polnischen Gletscherforschern, sodaß wir daneben auf hartem Fels offen bei minus vier Grad biwakieren mussten. Das nächtliche Gewitter legte 7 cm Schnee auf unsere Schlafsäcke, denn wir hatten ja kein Zelt dabei. Direkt neben der Biwakschachtel beginnt der Elena-Gletscher.
Morgens fiel Nebel ein, sodass wir auf dem Gletscher fast zwei Stunden einen Weg suchen mussten. Damals gab es für Bergsteiger noch kein GPS. Schließlich fanden wir in Abständen einige Markierungsfähnchen, die von einer früheren Italienergruppe stammten und uns nun den Weg wiesen. Bald kamen wir zum letzten Felsaufbau, der nicht allzu schwer zu erklimmen war. Mittags halb drei Uhr standen wir auf dem Gipfel des Mt. Alexandra in 5094m Höhe. Es war unser erster 5000er! Nur schade, dass der Nebel so hartnäckig war. Sofort stiegen wir ab, an der Biwackschachtel vorbei hinunter zur Bujukuhütte, wo die Träger auf uns warteten. Kurzes Umpacken, dann weiter zur Kitandarahütte (3960m) am gleichnamigen See.
Am nächsten Tag Aufstieg zum Freshfield-Pass (4282m) und von dort hinunter zum Kabamba-Shelter auf 3500m Höhe. Hier steht keine Hütte, aber es gibt ein riesiges Felsdach, unter dem man kampieren kann. Am letzten Bergtag ging es durch sumpfiges Gebiet stets abwärts, bis wir am Abend wieder Ibanda erreichten. Die Träger wurden ausbezahlt und wir fanden unseren Fahrer mit VW-Bus für weitere Unternehmungen in diesem schönen Land.
Hans Speck