Einbeinig vom Lago Maggiore durch den Val Grande Nationalpark auf die Signalkuppe
Unter dem Motto „Ein Traum in pink" startete im August 2019 in Verbania am Lago Maggiore das Sommerprojekt. Die Frage war wie immer: Ist das möglich auf einem Bein?
Wir Laila Tkotz (Fotografin und Filmerin), Loui (Begleithund) und ich waren uns dieses Mal nicht ganz so sicher wie sonst. Denn um auf die Signalkuppe zu gelangen, wollen wir vom Lago Maggiore aus den Val Grande Nationalpark durchqueren.
Da es dort nicht viele bewirtschaftete Hütten gibt, mussten wir autark unterwegs sein. Durchquert soll der Nationalpark nur auf alten, nicht mehr begangenen Wegen werden.
Schon beim Packen merkten wir, dass das Projekt, so wie wir es uns vorgestellt hatten, nichts wird. Denn, als ich meinen Rucksack zur Probe aufzog (was alleine gar nicht gelang) kippte ich einfach nach hinten um. Somit standen wir kurz vor der Tour vor der Mammutaufgabe, noch einmal alles umzuplanen.
Wir teilten die Tour in kleinere Etappen auf, um Essen, Kleidung etc. im Auto zu bunkern. Ziel war es, Gewicht zu reduzieren und zwar viel Gewicht. Das Ganze artete etwas im Stress aus, aber es war ein guter Plan B, nun konnte es losgehen. Noch ein letztes Mal im See baden und Eis essen und schon waren die Flip Flops mit den Wanderschuhen ausgetauscht. Die ersten Meter sind gemacht, bis wir in Cicogna das erste mal das Val Grande Logo auf einem Schild sahen.
Nun wird das Abenteuer beginnen. Es hieß ab jetzt auf Wassersuche gehen, einen geeigneten Zeltplatz finden und sich durch den italienischen Farndschungel zu kämpfen. Nach der ersten Stunde merkten wir, dass wir viel langsamer vorankamen als gedacht. Auch die Wasserversorgung bereitete uns Kopfzerbrechen. Jedes Bachbett an dem wir vorbei kamen war ausgetrocknet. Trotz allem waren wir voll motiviert und freuten uns, dass wir am ersten Tag an einer bewirtschafteten Hütte vorbeikamen. Wir beschlossen dort zu rasten, essen und trinken etwas, bevor es am Nachmittag weiter Bergauf ging.
Kurz nach der Hütte erwartete uns schon die erste Schlüsselstelle. Ein wahnsinnig steiler Anstieg, mit Wurzeln und Moos. Das war gar nicht so einfach mit dem schweren Gepäck.
Langsam aber stetig gewannen wir an Höhenmetern. Oben bot sich eine herrliche Gebirgslandschaft mit Blick auf den Lago Maggiore. Genau hier wollten wir unser Nachtlager aufschlagen. Die ersten Tage fallen uns immer etwas schwer. Gerade bis sich alles eingespielt hat. Aber nach ein bis zwei Tagen passt es dann. Viel mehr Sorgen bereitete uns die Wasserversorgung.
Unterwegs haben wir uns mit einem Val Grande Guide bekannt gemacht. Spontan lud er uns in der Ortschaft in ein Café ein. Wir stürzten uns auf Cola und Wasser und Kaffee. Am Abend liefen wir zum Rio Grande. Hier wollten wir unser Nachtlager aufschlagen und hatten auch die Möglichkeit uns etwas frisch zu machen.
Der Weg führte uns über alte Steinwege mit verfallenden Steinhäusern Richtung Domodossola. Da wir im Val Grande keinen Empfang und Internet hatten, machten uns Gewitterwolken aus Richtung Monte Rosa kommend sorgen. Leider konnten wir nicht checken wie die Wettervorhersage lautete. Was sollen wir nun machen? Weitergehen und das Wetter ignorieren oder die Tour unterbrechen? Da es uns ohne Empfang zu gefährlich war weiterzugehen, wollten wir uns auf dem Weg zu der Ortschaft Cuzzego machen. Hier gab es auch einen Klettergarten, vielleicht könnten wir noch ein bisschen klettern gehen. Gesagt getan. Ganz entspannt konnte jeder von uns eine Route klettern, bis es wahnsinnig anfängt zu donnern. Schnell packten wir alles zusammen bevor wir ins Gewitter kamen. Als wir zurück in der Ortschaft waren um erneut das Wetter der kommenden Tage zu checken, wurde uns klar, dass es das erst mal mit gutem Wetter war. Täglich sind stärkste Gewitter mit Starkregen gemeldet.
Wir beschlossen, das Projekt erstmal zu unterbrechen. Es wäre einfach zu gefährlich, wenn einem von uns etwas passieren würde und wir noch nicht mal Hilfe rufen konnten. Tagelang saßen wir nun fest, dennoch wollten wir nicht tatenlos sein und fuhren nach Macugnaga um mit dem Tourismusverband und einem Guide meinen Tourenvorschlag für die Hochtour zu besprechen. Leider machten auch sie mir keine Hoffnungen auf besseres Wetter. Also hieß es weiter abwarten. Da wir schon in zwei Wochen zurück in Deutschland sein mussten, hofften wir von Tag zu Tag, dass wir wieder in die Berge konnten. Die Zeit zog sich ewig dahin und drei Tage vor der Abreise wurde das Wetter endlich besser.
Aber für uns leider zu spät, es wurde für alles zu knapp - alles war geplant, alles vorbereitet und jetzt mussten wir das Projekt abbrechen. Auf der Heimreise war die Laune im Keller. Wir fühlten uns schlecht, das Projekt konnte nicht zu Ende gebracht werden. Aber wir blickten nach vorne, aufgehoben ist nicht aufgeschoben, 2020 wollen wir wieder angreifen und auf den Monte Rosa!