„Mama, warum packst du so viele Bücher ein?“ fragte mich mein Sohn, als wir dabei waren, uns für das Outdoor-Kletterabenteuer unserer Familiengruppe zu richten. Für uns war es das erste Mal, dass es zum Klettern an den echten Fels ging. Ich bin bisher nur ein einziges Mal in der Halle geklettert und hatte deshalb fest vor, mir das Treiben von der Picknick-Decke aus anzusehen. Meine Kids freuten sich riesig: gemeinsam mit zwei anderen Familien fuhren wir am ersten Sonntag im Juni Richtung Pfalz zum Gimmeldinger Steinbruch bei Neuststadt an der Weinstraße. Inmitten des Pfälzer Waldes warten dort zerklüftete Sandsteinfelsen darauf, von sehr erfahrenen und sehr unerfahrenen Kletterinnen und Kletterern erklommen zu werden.
Mein Picknick-Decken-Plan wäre fast aufgegangen: gut betreut von den zwei Übungsleitern Birgit und Ralf kraxelten Clara und Ida (beide 10) im Eiltempo und völlig angstfrei die roten Sandsteinfelsen hinauf. Nur mein 7-jähriger Sohn, eigentlich der Klettermaxe der Familie, hing mutlos am Fels und traute sich nicht weiter. Nach dem Abseilen aus knapp halber Höhe war er völlig enttäuscht. Als kein gutes Zureden zu einem zweiten Versuch helfen wollte, meinte Birgit mit Blick auf mich: „Tja, wenn es die Mama hoch schafft, schaffst du es doch auch, oder?“ Mein Sohn schüttelt nur den Kopf: „Die Mama? Die kann das nicht - die ist viel zu dick.“ Das saß. Also erstens bin ich höchstens etwas angepummelt! Und zweitens bin ich natürlich losgeklettert. Die Tour nennt sich „Sandmännchen“ - und sollte zu meiner allerersten Kletterroute werden. Für einen geübten Kletterer wohl “pillepalle“, für mich aber war es mein persönliches Matterhorn! Nach dem Abseilen hatte ich meinen Sohn erfolgreich unter Zugzwang gesetzt und die Bücher vergessen. Und Johann ließ sich bei der Ehre packen und besiegte im zweiten Anlauf seine Angst und kraxelte bis ganz nach oben! Wir hatten alle zusammen einen wunderschönen Outdoor-Tag im Pfälzer Wald. Uns als Familie, die dort ihr erstes Outdoor-Klettern erleben durfte, ist sehr bewusst, dass wir als Anfänger auf die Unterstützung der anderen angewiesen sind. Wir bedanken uns sehr bei Birgit und Ralf für das Organisieren, den Transport von schätzungsweise 1Tonne Material, Burkard und Birgit für das Einrichten von fünf Kletterrouten im Vorstieg, Antje und allen Vorgenannten für Zuspruch, Coaching, geduldiges Sichern und ein unvergessliches erstes Klettererlebnis!
„Mama“, sagte mein Sohn abends im Bett, „Gell, du bist bestimmt froh, dass ich dir vorgeklettert bin. Du hättest dich das sonst nie getraut.“
A. Krevet