Wie ja weithin bekannt ist, gibt es auf der Welt nichts Wichtigeres als essen, schlafen und natürlich klettern. Aber… schlafen kannst du wenn du tot bist. Darum ging unsere Ausfahrt mitten in der Nacht in einem vernebelten Trancezustand los.Es folgten vierzehn Stunden voller Müdigkeit, Schlaf und Müdigkeit, bis wir schließlich unseren Campingplatz in Paklenica erreichten. Schon nach fünf Minuten stand fest, dass die Fahrt sich total gelohnt hatte. Der Platz lag direkt am Meer sodass man sofort hineinspringen konnte, wenn einem der Dampf aus den Ohren stieg. Und wer keine Lust auf Salzwasser hatte, konnte einfach den Wasserhahn aufdrehen, damit ihm perfekt gechlortes Schwimmbadwasser entgegen strömte.
Das Meer diente übrigens nicht nur als Abkühlung sondern hilft auch gegen Pickel, wie wir von unseren Beauty-Begleiterinnen erfahren durften. Ich nenne ihre Namen nicht, aber wer sie sieht kann sie an ihrer auffallend schönen und reinen Haut erkennen.
Aber zu viel gutes Aussehen kann doch niemand aushalten, weswegen wir streng darauf achteten, auch mal im Süßwasser zu baden. Mitten durch unser Klettergebiet, den Nationalpark Paklenica floss nämlich ein wunderschöner kleiner Bach, der uns tagsüber alle vor dem Verglühen rettete. Und das war auch bitter nötig. Nur während den Mehrseillängen, die wir in kleinen Gruppen kletterten, konnten wir uns nicht ständig abkühlen, was Lulu auch sofort ausnutzte und kaum etwas zu trinken mitnahm. (Viel Spaß die nächsten neun Stunden in der prallen Sonne…) Oben auf dem Gipfel angekommen waren alle begeistert von der Landschaft und bewunderten die Aussicht, während sie nur noch von Wasser redete. Laut Clemens hat Dehydration den gleichen Effekt wie zu viel Alkohol, aber darauf hätte man bei Lulus Anblick auch selbst kommen können, wie sie sich kichernd mit Axel stritt, um einen schöneren Abseilkarabiner zu bekommen. Immerhin gab es, nachdem wir uns mit hässlichen Karabinern abgeseilt hatten, unten ja einen Bach der nur darauf wartete, ausgetrunken zu werden.
Natürlich waren Mehrseillängen aber nicht das einzige, womit wir uns den ganzen Tag so beschäftigten. Es gab auch extrem viele „normale“ Routen, wahlweise auch als „Walk to fame“ bezeichnet. Wer als Klettermodel berühmt werden will, der muss sich nur in Paklenica in eine Wand hängen, damit ein halbes Kamerateam einen aus jeder Perspektive ablichtet und den Weg zum Ruhm erleichtert. Falls der JDAV also demnächst um eine ganze Gruppe schrumpft, dann wurden wir vermutlich alle als Outdoormodels engagiert und touren um die Welt.
Es gab nur zwei Tage, an denen wir nicht zu den Felsen fuhren. Einmal waren wir in einer nahegelegenen Stadt, wo wir Clemens, der schon früher nach Hause musste zum Flughafen brachten und einmal besuchten wir einen anderen Nationalpark. Dort badeten wir den ganzen Tag neben tollen Wasserfällen und versuchten (mit mäßigem Erfolg) unsere Füße mit den Steinen aus dem See zu pflegen.
Abends am Campingplatz kochten wir dann, sofern wir es fertigbrachten, das Feuer der Campingkocher lange genug am Ausgehen zu hindern, denn so heiß es am Tag war, so windig wurde es nachts. Mit allem zur Verfügung stehenden Material schützten wir also das Feuer vor dem Wind und uns vor dem Hungertod. Es wäre aber auch Ironie des Schicksals gewesen, wenn ausgerechnet wir verhungert wären, wo Nahrungsmittel in jeder Form bei uns doch immer an oberster Stelle stehen. Auf dieser Ausfahrt war das Essen sogar noch bedeutender als bisher, denn unser offizielles Gruppenmaskottchen war eine Packung mit, bis zum Platzen aufgeblähtem Schmelzkäse, den wir in einer der Vorratskisten gefunden hatten.
Aber der Wind war hinterhältig. Eines Abends hatten wir das Kochen gerade hinter uns gebracht, als er beschloss, unser Zelt zu zerstören....oder vielmehr: es in der Luft zu zerfetzen. Der Schaden ließ sich nur mit eifrigem Nähen und viel Angelschnur beheben, die uns ein Zeltnachbar überließ.
Am letzten Tag gingen ein paar von uns noch eine letzte Mehrseillänge (mit Müsli auf dem Gipfel), danach wurde noch eifrig weitergeklettert. Außerdem spannten wir eine Slackline über eine Gumpe des Baches, die uns allen die Möglichkeit gab unser Ego dadurch aufzubauen, alle zwei Schritte ins Wasser zu fallen.
Am Abend gab es die letzte Runde Napolitanke in diesem Urlaub, denn am nächsten Morgen ging es nach einer wunderschönen Ausfahrt zurück nach Hause. In Kroatien hatten wir zehn sehr coole Tage, in denen wir auch eine Menge glorreicher Taten vollbracht haben:
Ein paar von uns haben endlich den achten Grad geknackt (unsere Quotenmaschine Jonas auch noch alles andere), keiner von uns ist nachts erfroren, wenn es besonders kalt war und Sophia ist wider Erwarten nicht am Cheflöffel erstickt (ein Gehäufter Löffel Kakaopulver auf einmal gegessen). Außerdem haben wir erfolgreich einen Rekord, für die kürzeste Strecke, die jemals getrampt wurde, aufgestellt indem ein paar von uns sich für stolze zehn Sekunden samt Gepäck mitnehmen ließen.
Zum Schluss noch im Namen der Gruppe ein Riesendankeschön an unsere Jugendleiter, denen wir mal wieder eine supertolle Zeit verdanken! Möge der Geist des pinken Zauberpandas über euch schweben und euch auf all euren Wegen beschützen!