Gemeinsame Ausfahrt der Hochtouren-Klettergruppe und der Inklusiven Gruppe
Unerwartete Erlebnisse und ein wenig Aufregung, das gehört dazu wenn man in die Berge fährt - und zwar ganz besonders, wenn es das erste Mal ist. Ein wenig aufgeregt waren die drei Bergnovizen mit Handicap, darunter zwei Rollstuhlfahrerinnen, die sich am Freitagmorgen an der Kletterhalle trafen, um das Abenteuer Berg zu wagen. Ein treusorgender Ehemann auf seiner ersten Ausfahrt und der “große Martin” waren auch da, letzterer ist aber ein alter Hase und war auf vier der fünf bisherigen Ausfahrten von Teilnehmern mit und ohne Handicap dabei. Überrascht war erstmal ein anderer: Uwe, der sich mit der Aufgabe konfrontiert sah, einen kleinen Stadtmobilbus mit einer soliden Menge Gepäck, fünf Mitfahrern und zwei Rollstühlen zu kombinieren. Matthias, der zwei spontanen Nachmeldern mit dem Kommentar zugesagt hatte: “Der Platz reicht auf jeden Fall” befand sich derweil zusammen mit Uli, Lara und Jana schon eine Stunde auf dem Weg.
Glücklicherweise sollte er Recht behalten und nach ein wenig Stapelkunst waren zehn Bergbegeisterte auf dem Weg zum Campingplatz in Längenfeld. Viola und Michael waren derweil schon da. Der 400km entfernte, sehr komfortable Campingplatz und das nahe Kletter- und Klettersteiggebiet war den drei Tourleitern Uwe, Uli und Matthias aus dem Vorjahr noch in guter Erinnerung. Für alle anderen (selbst für Martin, dem alten Hasen), waren Platz und Gebiet Neuland. Als der Bus nach einer staufreien Fahrt und einem Imbiss mit Zugspitzblick in Längenfeld ankamen, hatte das Vorausteam schon Zeltplatz, Hütten und Grillstelle vorbereitet. Bemerkenswert war, das die für Bergfahrten nicht unübliche Frage: “Wer schläft wo und neben wem?” diesmal basierend auf der Breite der Türen geklärt wurde (einer der beiden Rollstühle war etwas breiter). Sonst ist eher z.B die nächtliche Geräuschentwicklung ausschlaggebend, wer wo schlafen darf. Nachdem sich jeder in Bus, Hütte oder Zelt eingerichtet hatte, ging es direkt an den Fels: Uli und vier Mutige machten sich auf zum Lehner Klettersteig - für zwei war es der erste. Sich ohne ein beruhigendes “Seil von oben”, durch ein Drahtseil nur gegen den vollständigen Absturz gesichert, ausgesetzt und manchmal ein wenig überhängend am Fels zu bewegen, ist beeindruckende und ein wenig beängstigende Erfahrung. Dank Ulis Anleitung und einigem Mut zur Selbstüberwindung kamen am Abend des Tages vier um ein persönliches Abenteuer bereicherte Kletterer wieder im Campingplatz an. Der Rest der Gruppe erkundete derweil den “Lehner Klettergarten”. Nachdem Uwe zunächst eindrucksvoll demonstriert hatte, wie angenehm ein Vorstieg auf noch feuchten und schmierigen Fels sein kann, stand unseren drei Bergaspiranten die Vorfreude ins Gesicht geschrieben. Auf die Frage, wer als erster klettern wolle, erwies sich der alte Hase Martin als wahrer Gentleman und überließ mit den Worten “Damen zuerst” den Rollstuhlfahrerinnen den Vortritt. Deren Skepsis erwies sich, auch dank trocknender Felsen, als unbegründet: Alle hatten Spaß, mancher war überrascht über das eigene Kletterkönnen und Mario demonstrierte, was möglich ist, auch wenn man in der Route nur eine Hand einsetzt. Am Abend saß dann eine hungrige Meute um eine herrschaftliche Tafel aus Campingtischen und nutzte unter strahlend blauem Himmel das wichtigste Utensil der Ausfahrt: Den Grill. Der fand dann auch beim gemütlichen Ausklang des Tages mit Wein, Bier und Geschichten noch Verwendung als Heizung und glühender Lagerfeuerersatz. Nach einem langen Abend startete der nächste Morgen gemütlich zwischen 8 und 9. Dank Martins fleißiger Hilfe war der Tisch schnell gedeckt und die Gruppe hatte ein entspanntes Frühstück: Jeder hatte was dabei, jeder nahm von jedem und Uwe, Uli und Matthias hielten die Espressokanne im Dauerbetrieb. Der Stuibenfallklettersteig stand an diesem Tag für Uli, Lara und Jana auf dem Programm und alle anderen machten sich zu Fuß auf den Weg ins Klettergebiet. Das Wetter war bestens, die Laune gut und es ergab sich ein transnationaler Austausch mit einheimischen Kühen. Im Gegensatz zu Violas scherzhafter Behauptung, es gäbe am Abend Heu mit Gras zu essen - die Martin kurzzeitig Sorgen bereitete - hatte der Tag auch kulinarisch viel zu bieten. Die Klettersteiggeher fielen in einer Hütte über Speckknödel und Kaiserschmarrn her und die Kletterer kletterten so begeistert und lange, dass das eigentlich geplante “Mittagsgrillen” zum ersten Gang des Abendessens wurde. Das fand dann wieder gemeinsam im italienischen Restaurant auf dem Campingplatz statt - und Martin war froh das es kein Heu gab. Unter einer “Tarpdachkonstruktuktion”, bei Grillheizung und dem zweiten Fass Bier aus der Gemeinschaftsverpflegung konnte sich die Gruppe die Geschichten des Tages erzählen. Es wurde spät. Mit etwas Wehmut begab sich die Gruppe am nächsten Tag auf die Fahrt nach Hause und nur Ayten nahm neben guten Erinnerungen auch einen gezerrten Rücken mit aus Österreich. Sonst waren alle von Blessuren verschont geblieben und hatten erlebt, zu was sie aufgebrochen waren: Ein kleines Abenteuer.
Uli, Uwe, Matthias