Irgendetwas muss am ersten Theorieabend, bei dem es um das Beurteilen von Lawinengefahren ging, abschreckend gewesen sein - am 2. Abend war unsere Gruppe von 6 auf 3 Personen geschrumpft. So waren wir dann in der Wahl unseres Zielgebietes sehr entscheidungsfreudig, war doch im Montafon Neuschnee vorhergesagt. Ein kurzer Anruf von Erik und wir hatten uns die verbliebenen 3 Plätze in der Madrisa Hütte gesichert.
Nach einer Anfahrt bei der es die ganze Zeit mindestens geregnet, meist aber geschüttet hat, ging dieser dann endlich in Schnee über und es war klar dass wir hier die richtige Entscheidung getroffen hatten. Die Wahl des ersten Gipfelziels wurde bereits zu Hause getroffen.
Gleich nach der Ankunft machten wir uns dann mit Liftunterstützung auf, um über die Scharte westlich des Riedchopf nach einer ersten Abfahrt bei extrem bescheidenen Sichtverhältnissen zur Rotspitz aufzusteigen. Von dort war die Abfahrt nach Gargellen zwar anfänglich ebenfalls noch ohne Sicht, mit beginnendem Wald aber immer besser. Dann wurde schnell eingekauft, den Rest des Gepäcks aus dem Auto geholt und auf gings zur Madrisa Hütte. Nach Studium des aktuellen Lawinenberichts (immer noch Stufe 2) und Studium der Karte wurde als Ziel für den 2. Tag die Schlappiner Spitz festgelegt.
Bei 30cm Neuschnee und blauem Himmel spurten wir dann in jungfräulichem Schnee bis zum Gipfel und hatten auch in der Abfahrt das gleiche Vergnügen. Berauscht von der Abfahrt entschlossen wir und für einen erneuten Aufstieg zur Spitze des Schneeberg. Auf Grund des strahlenden Sonnenscheins auf dem südseitigen Hang kam es zu starker Stollenbildung an den Fellen, wodurch sich der Aufstieg sehr schweißtreibend gestaltete. Belohnt wurden wir mit einer rasanten Abfahrt auf unberührtem Schnee ins Vergaldner Tal.
Abends war dann wieder Studium von Lawinenbericht und Karte angesagt. Durch die verbesserte Lawinensituation (Von LLWS 3 auf 2) bestätigten wir jedoch schnell die Diskussion des Vortages, die uns zur Rotbüelspitz führen sollte. Auch die perfekte Abfahrtsrinne NW mit 35°- 40° schien bei den Bedingungen möglich.
Am nächsten Morgen bei erneut perfektem Wetter wurde uns schnell klar, dass wir nur noch einer bereits breiten und ausgetretenen Spur bis zum Gipfel folgen mussten. Also nicht gerade das was wir eigentlich gesucht hatten. Im Aufstieg hatten wir noch genügend Zeit ein Schneeprofil zu graben. Die labile Altschneeschicht war an dieser Stelle verfestigt und mit ca. 1,5 Meter Schnee überdeckt.
Nach genauer Begutachtung des Gipfelhangs und den unterschiedlichen Abfahrtsoptionen wurde auf dem Gipfel entschieden, den 35° - 40° steilen Nordwest-Hang westlich durch flacheres Gelände zu umfahren und weiter unten in den Hang zu queren. Kurz bevor wir abfuhren, kamen noch Tourengänger auf dem Gipfel, die von einem Schneebrettabgang berichteten.
Vom Gipfel kommend war dann der beim Aufstieg noch unberührte Hang praktisch nicht mehr vorhanden, zumindest ohne Schnee. 3 Skifahrer hatten ein Schneebrett von 80 Meter Breite, 350 Meter Länge und 80cm Höhe ausgelöst. Alle 3 konnten sich jedoch aus eigener Kraft befreien. Die Lawine wurde augenscheinlich an einer schneearmen Stelle im Altschnee ausgelöst.
Etwas blass im Gesicht sind wir dann entlang unserer Aufstiegsspur wieder abgefahren - immerhin hatten wir die Direktabfahrt über den Nordwest-Hang eine Zeitlang auch als unsere Abfahrtsalternative in Erwägung gezogen. Hier haben wir die Altschneeproblematik und den Lawinenunfall im Vorjahr bei ähnlichen Bedingungen nicht ernst genug genommen.
Auch wenn uns am letzten Tag unsere Entscheidung abgenommen wurde haben wir viel gelernt, perfekten Bedingungen angetroffen und jede Menge Spaß gehabt.
Eric, Andreas und Holger