Dieses Jahr ging die Ausfahrt der inklusiven Klettergruppe vom 29.-31.06. 2016 an die Egerkinger Platte in der Schweiz. Es wurde dieses Mal nicht gewandert, sondern geklettert. Für das leibliche Wohl sorgte Julian Fang, ein sehr erfahrener Leiter von Jugendfreizeiten.
Unter seiner Leitung wurde am Vorabend der Ausfahrt erstmal richtig eingekauft. Kein Veganer/in, keine fleischfressende Pflanze sollte in den drei Tagen Hunger leiden. Für die Verpflegung wurde extra ein Autoanhänger geordert, der bis unters Dach gefüllt wurde, vom Kühlschrank bis zur Bierbank war alles dabei.
Am Morgen des 29. Julis machte sich die Autokarawane auf den Weg. Ziel war der Campingplatz Aarburg in der Schweiz. Ein sehr idyllischer Campingplatz zwischen Autobahnkreuz und Eisenbahnschnelltrasse. Um 14:30 Uhr waren letztendlich alle eingetroffen. Nun hieß es Zelte aufbauen, Proviant auspacken und erstmal etwas essen. Nach dem Snack dachte Matthias Henn schon ans Abendessen. Doch die Neugier der anderen auf die erste Kletterwand war stärker. So machte man sich zur ersten Kletterwand auf. Hier kamen vor allem unsere Jüngsten auf ihre Kosten. Aber auch die anderen konnten sich einklettern.
Der Schwierigkeitsgrad der Egerkinger Platte (3 bis 6+) ist eher gering. Anders als an einer geraden Wand läuft man hier quasi hoch und stützt sich mit den Händen ab. Aber gerade das ist, z.B. für einen Rollstuhlfahrer, viel schwieriger. Denn wie man weiß, ist Laufen für einen Rollifahrer ein Fremdwort. Robbend und mit der Hilfe von Uwe Benitz schaffte man dann doch die Einstiegswand. Oben angekommen stand das Abseilen auf dem Programm. Dieses ist gar nicht so einfach. Denn wenn man nicht aufstehen kann, klebt man quasi an der schrägen Wand und es geht einfach nicht abwärts. Da ist Kreativität gefragt. Habt ihr euch schon mal mit dem Rücken zur Wand über eine Reibungsplatte abseilen lassen? Keine Frage, nach ein paar Mal abseilen ist der Hosenboden durch, doch während des Abseilens kann man viel besser die Aussicht genießen.
Letztendlich waren alle um 19 Uhr mit ein paar Schrammen, aber gesund und munter wieder auf dem Campingplatz. Jetzt wurde geschnippelt, Salat geputzt, gebraten und gekocht. Jedem knurrte schon der Magen. Nach zwei Stunden war das Mahl zubereitet. Es war köstlich. Mit vollen Mägen kroch man in die Zelte. Jetzt war Nachtruhe angesagt. Doch das war nicht so einfach, denn der Schweizer Güterverkehr rollte wie ein Schweizer Uhrwerk jede Viertelstunde an unseren Zelten vorbei.
Gerädert von der Nacht erschien jeder zum Frühstück. Für das Frühstück und den leckeren Mittagseintopf durfte jeder wieder schnippeln.
Am 30. Juli hatten Uwe Benitz und Matthias Henn das Ziel, mit Martin Seeger, Vanessa Lederle und Irmgard Bauer die 170 m hohe Egerkinger Wand mit vier Seillängen zu besteigen. Die anderen verweilten sich an der Nebenwand. Das Wetter spielte mit. Man hatte blauen Himmel und etwa 30 Grad. Der Aufstieg war mühsam und, da die Platte nach Süden ausgerichtet ist, sehr heiß. Bei etwa 40 m Höhe - das waren fast zwei Seillängen - verließen Martin Seeger die Kräfte und man entschloss sich zum Abstieg.
Unten angekommen wartete der leckere Eintopf. Bei den Wartenden konnte man etwas Unmut verspüren, denn jeder wollte natürlich auch seine Kräfte an dieser Wand messen. Sie hatten die Hoffnung, dass sie die Platte nach dem Essen bezwingen könnten. Doch es zog ein Gewitter auf. Der Platzwart des Campingplatzes rief an und vermeldete, dass der Wind unser Proviantzelt weggeweht hatte. Das hieß für alle zurück zum Campingplatz.
Der Platzwart informierte uns über ein angekündigtes Unwetter. In der Nacht sollte es stark regnen. Zusätzlich waren Windböen von bis zu 120 km/h vorhergesagt. Das brachte manche zum Grübeln. „Halten die Zelte so ein Unwetter aus?“ Da die Wettervorhersagen für den nächsten Tag auch nicht so prickelnd waren, entschloss man sich am Abend die Zelte abzubrechen und die Heimreise anzutreten. Nachdem der übrig gebliebene Proviant an alle verteilt war, war das Abenteuer Egerkinger Platte zu Ende.