Von Salamandern, Rindern und Kater Tomba
Acht mehr oder weniger geübte Bergsteiger stürzten sich bei eher unsicherem Wetter ins Hochtourenabenteuer im Berner Oberland. Das Ziel war das Berghotel Schwarenbach bei Kandersteg, wo ein geschäftstüchtiger Besitzer ein strenges Regiment führt. Das Abendessen war allerdings vorzüglich und es wurde fast unbegrenzt Nachschlag serviert.
Nach dem Hüttenaufstieg übten wir bei widrigem Nieselregen gleich am 5 m hohen Hausberg die Techniken des „gleitenden Seils“ und des „running belays“. Darüber hinaus lernten wir das Verkürzen des Seils á la Louis Trenker, bei manchen Teilnehmern sah es schon echt cool aus.
Für den ersten Tag hatte Ansgar einen Herzenswunsch. Er wollte über die Rote Totz das Steghorn besteigen. Dieses Vorhaben, mit Kletterstellen im 2. Grad und einer Gletscherüberschreitung, wurde von uns eigenständig bis ins Detail geplant.
Ein Wecker riss uns bereits um 4.19 Uhr aus dem Tiefschlaf, … aus Versehen. Schlussendlich starteten wir um 6.30 Uhr bei trockenem Wetter zur „Salamandertour“. Anfangs waren so viele schwarze Salamander auf dem Weg, dass wir mit großer Sorgfalt fast die Lücken zwischen den Tieren suchen mussten. Nach 3 Stunden Aufstieg waren wir plangemäß am Einstieg zur Kletterstelle. Bereits nach einer Seillänge sahen wir uns immer stärker werdendem Regen, Wind, Kälte und Nebel ausgesetzt, so beschlossen wir die Tour abzubrechen.
Etwas unterhalb der Roten Totz Lücke machten wir nach einer kleinen Pause Rutschübungen auf den Firnfeldern des zurückgegangenen Telligletschers. Wir hatten viel Spaß beim kopfüber und bäuchlings Herunterrutschen, mit oder ohne Pickel. Sogar die Sonne ließ sich dieses Spektakel nicht entgehen und schaute neugierig zwischen den Wolken hindurch. Über den Tellisee ging es weiter zum Schwarzgrätli, wo wir eine Kolonie von Steinböcken beobachten konnten. Am Berghotel kamen wir noch in den Genuss eines leckeren Kuchens auf der Sonnenterrasse, von der uns ein heftiges Gewitter in den Theorieraum vertrieb.
Zum Schweizer Nationalfeiertag wünschte sich Flexischweizer Ansgar das Rinderhorn. Nach dem Motto „was Kater Tomba kann, können wir schon lange“ planten wir minutiös die Besteigung des 3448 m hohen Gipfels, samt Abstieg wieder ins Tal und der Rückkehr nach Hause. Also musste die Startzeit auf 5.00 Uhr festgelegt werden. Am nächsten Morgen ging es pünktlich los, bei absoluter Dunkelheit, Nebel und Nieselregen. Der Weg führte ca. 1000 Hm über Geröll und ca. 300 Hm über einen steilen Gletscherhang. Da schöneres Wetter vorausgesagt war, ließen wir uns nicht beirren und schafften alle zusammen die 1440 Höhenmeter in rekordverdächtiger Aufstiegszeit. Ansgar war bass erstaunt ob der guten Zeit und tief erfüllt mit großem Stolz und Genugtuung, dass es alle geschafft haben. Zu unserer Belohnung riss die Wolkendecke für 1,5 Minuten auf und gab den Blick frei auf die prächtige Pyramide des Weishorns, sowie auf Leukerbad zu unseren Füßen. Beim Gipfelbild hatten wir dann schon wieder den obligatorischen Nebel und wir machten uns an den muskelkaterfördernden Abstieg von 2400 Höhenmetern hinunter nach Kandersteg.
Durch das gemeinsame Verfassen dieses Artikels verging die Fahrt im Stadtmobil-Bus wie im Fluge. Herzlichen Dank an unsere Tourenleiter Ansgar und Sebastian, sowie an Bianca für ihre ambitionierten Versuche das Wetter wohlwollend zu interpretieren.
Bernhard, Bianca, Dagmar, Felix, Jens, Sebastian und Oliver