In Bräunlingen-Unterbränd nahmen wir im Gasthof Sternen-Post Quartier und begaben uns auf eine „Einlauftour“ von 10 km am Kirnbergsee und seiner Umgebung.
Mädesüß wächst in verschwenderischer Menge am See und verschenkt einen betörenden Duft. Tief einatmen und genießen. Es war recht warm und der See, ein Badesee, lockte mit kühlem Wasser. Aber zuerst wurde gewandert. Später stützten sich einige Mitwanderer in die Fluten. Erfrischung pur. Die „Nichtschwimmer“ trafen sich auf der Terasse bei Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken. Auch erfrischend.
Der folgende Tag war klar und sonnig. Bis in die Schweizer Alpen, zum Tödi reichte der Blick. Bei uns stand die Durchwanderung eines Abschnitts der Wutachschlucht auf dem Plan. Schattig und kühl war es an der rauschenden, manchmal gurgelden Wutach. Sie ist der einzige unregulierte Schwarzwaldfluss und durchquert eindrucksvoll den Jura.
Hermann hatte die Führung übernommen und wußte viel zu erzählen. Diese Tour war ein Erlebnis der besonderen Art, ein Erlebnis für die Wanderseele. Der Weg verzauberte lange vor dem Ziel. Am Ufer wächst Pestwurz in Hülle und Fülle und läßt das Wasser manchmal grün erscheinen. Mädesüß, Glockenblumen, Königskerzen und viele Pflanzen mehr säumen das Ufer. Der Weg ist manchmal gemütlich eben und dann wieder alpin herausfordernd, mit Seilen gesichert. Es ging über Stock und Stein, an imposanten Felswänden entlang und immer mit dem Blick auf die Wutach. Bäume sind mit Moos bewachsen als hätten sie ein grünes Pelzmäntelchen an. Manchmal stehen sie so günstig an schwierigen Passagen, dass sie den Wanderern als Haltegriff dienen. Sie sind in Handhöhe glatt poliert. An einem kleinen Wasserfall tobten Kinder im Wasser und jauchsten vor Vergnügen. Vielleicht aber auch vor Kälte, denn Badetemperatur hat die Wutach nicht.
Der dritte Tag war ein Tag ohne Wanderschuhe. Wir fuhren nach Donaueschingen zu einer kurzen Besichtigung der Donauquelle und umliegenden Gebäuden. Anschließend begaben wir uns nach Blumberg um mit der Sauschwänzlebahn, einer Museumsbahn, nach Weizen zu „reisen“. Nach einem kurzen Aufenthalt nahmnen wir wieder unsere Plätze auf den Holzbänken zur „Rückreise“ ein. Die alte Dampflock schnaufte und rackerte hart um die Wagen mit ihren Fahrgästen zu befördern. Dampf und Rauch erfüllte die Luft. Durch die offenen Fenster drang Ruß in die Fahrgasträume. Mit der Sauschwänzlebahn zu reisen ist ein Erlebnius mit Erinnerungen an unsere Kindheit. Dampflocks waren zu jener Zeit üblich. Heute ist es ein nostalgisches Vergnügen für Jung und Alt. Dieser schöne Tag ging am Abend bei gemütlichem Beisammensein zu Ende.
Am nächsten Morgen tobte ein Gewitter am Himmel. Wir frühstückten ein wenig länger und konnten dann bei klarem Himmel in Wolterdingen zu einer Wanderung starten. An der Rimsenhütte vorbei, durch den Wilddobel und dann auf dem Bregtalweg wieder zurück nach Wolterdingen.
Der Waldboden ist mit Moos bedeckt und sieht wie ein grüner flauschiger Teppich aus. Große Steine wirken wie grüne Kugeln. Manchmal musste ich einen Moosteppich streichel, einladend zart und weich war sein Polster. Etwas weiter war der Boden mit Heidelbeersträucher bewachsen und die Früchte waren reif und süß. Fleißige Hände zuften sie ab. Als wir gemütlich vesperten, kam ein Wanderer auf die Idee, wir sollten uns sputen, die Schwarzwälder Kirschtorte im Gasthof locke und wolle vertilgt werden. Also zusammenpacken und aufbrechen. Aber zuvor bildete Werner noch schnell einen Chor und wir sangen den Kanon:
Die Menschen sind schlecht,
sie denken an sich,
nur ich denke an mich.
Los gings. Wir eilten zurück und ließen uns dann zu der ersehnten Kirschtorte auf der Terasse nieder. Bis uns das zweite Gewitter an diesem Tag vertrieb. Den gut gelungene Tag beendete Werner mit drei Bildvorträgen von Wanderungen aus dem letzten Jahr. Erinnerungen wurden wach. Dank an die Fotografen Werner und Claus.
Am 5.Tag blieben die Autos am Gasthaus, wir wanderten von „zu Hause“ los, marschierten durch Wald und Feld, rasteten unter Bäumen, ernteten Heidelbeeren und wurden von Donnergrollen begleitet. Zwei Schritte vor dem Gasthaus fiehlen die ersten Regentropfen und Minuten später tobte sich das Gewitter aus. Ohne uns zu stören. Nach diesem Intermezzo schwammen wieder einige Wanderer im See. Zwei Wanderinnen umrundeten ihn bei klarer Abendstimmung, sogen den Duft von Mädesüß ein und plauderten fröhlich. Einige blieben zu einem Plausch auf der Terasse zurück und genossen den Abend bei kühlen Getränken.
Es folgte der Abreisetag. Nachdem das Gepäck in den Autos verstaut war, nahmen wir einen Rundweg unter die Sohlen. Moose, Farne, Disteln und viele Blumen säumten den Weg. Und wieder wurden Heidelbeeren gezupft. Lecker. Nach dem Mittagessen traten wir die Heimreise an.
Lieber Fritz wir danken Dir für die schönen Wandertage. Es war wie immer alles perfekt organisiert, sogar das Wetter.
Lieber Hermann,danke für Deinen Führungen. Weiter so!
Lilo Kircher