Etappen von Spital am Pyhrn nach Obertraun im Juli 21
Die Gruppe, geführt von Achim und Rosa, ist mit einigen Schrammen, Beulen, müden und geschundenen Füßen, aber insgesamt heil in KA Hbf angekommen.
Jetzt von Anfang an: Gefahren sind wir mit dem Zug am Samstag den 10. Juli bis Spital am Pyhrn.
Schon während der Hinfahrt hatten wir die Möglichkeit uns kennenzulernen. Am Nachmittag machten wir von Spital aus direkt einen Spaziergang von gerade mal 10km durch die Vogelsangklamm. Dieser ging natürlich bergauf und- ab, dafür aber ohne schweren Rucksack.
„Oh Mein Gott!“ Wie soll es die nächsten Tage mit unserem Gepäck werden? Haben wir uns gut genug auf die Tour vorbereitet?
Abends konnten wir all die Selbstzweifel zur Seite schieben, denn die Spannung und Erwartung auf die nächsten Tage war sehr groß.
Die erste Nacht im gemütlichen Bett im Hotel Botenwirt und leckeren Frühstück am Morgen sorgte dafür, dass alle gut gelaunt und frohen Mutes in den Tag starteten. Zunächst musste die Strecke bis zur Bergbahn bewältigt werden, die uns in luftige Höhen auf die Wurzeralm beförderte. Das sparte uns an diesem ersten Tag gut 600 Hm.
Bereits hier zeigte sich das Wetter nicht gerade von seiner sonnigsten Seite und böse Zungen behaupten, Achim und Rosa hätten zu viele (4)Teilnehmer der Wasserläufer-Gruppe aus dem Jahr 2019 mitgenommen. Ein böses Omen?
Nichts desto trotz war der Anstieg lohnenswert und sorgte mit beeindruckenden Panoramen, saftig bunten Blumenwiesen und abwechslungsreichen Wegstrecken für erste Highlights. Durch steiles Gelände ging es zunächst runde 1100 HM hinauf, um fast ebenso viel zur Zellerhütte abzusteigen, wo wir die erste Nacht verbringen würden. Die ganz fitten unter uns nahmen noch den Abstecher zum Warscheneck in Angriff. Der regennasse Abstieg wurde jedoch für einige zur Rutschpartie und im steilen Gelände setzten sich fast alle mindestens einmal unsanft auf den Hosenboden.
Die Zellerhütte hieß uns auf 1575m herzlich willkommen und die Wirtsleute sorgten mit ihrer Freundlichkeit, leckerem Essen und gemütlichem Ambiente dafür, dass die Strapazen des ersten Tages bald vergessen waren.
Ebenso freundlich wie der 1. Tag ausgeklungen war begann der nächste mit gutem Kaffee und reichhaltigem Frühstück, so dass wir gut gestärkt den langen Abstieg in Angriff nehmen konnten. Das Wetter war uns hold und bei strahlendem Sonnenschein legten wir den Weg bis ins Tal zurück. Gesäumt wurde dieser von vielen herzigen Skulpturen und Schnitzereien, die ein gewisser Siegi als Grüße für uns Wanderer platziert hatte. Wir passierten im Tal sogar einen Ahornbaum, an dem Wanderstiefel zu wachsen schienen. Hier hätte Merlin zugreifen sollen, denn die dort hängenden Stiefel sahen allesamt besser aus, als seine nach diesem zweiten Wandertag.
Die Mittagspause bescherte uns eine schattige Rast im Park des Örtchens Hinterstoder, zu unserer großen Freude genau gegenüber eines Gasthauses, das und freundlicherweise ein kühles alkoholfreies Bierchen in den Park mitnehmen lies. So erfrischt lag nun der Anstieg zum Prielschutzhaus vor uns. Die Temperaturen am Nachmittag waren schweißtreibend und brachten die ein oder andere an ihre Grenzen. Die Wanderer, die uns entgegenkamen konnten mit guten Ratschlägen, wie weit es denn noch sei aufwarten. Alle halbe Stunde hörten wir auf diese Frage die Antwort: „noch ungefähr eine Stunde!“ Aber unsere großen Rucksäcke brachten uns auch einiges an Respekt der absteigenden Wanderer ein. Denn gefühlt kann so ein Rucksack gut und gerne 20 Kg wiegen. Merlins Schuhe hatten nun endgültig den Geist aufgegeben, aber er hatte geistesgegenwärtig im Ort Sekundenkleber und Klebeband gekauft, was ihm die restlichen Wandertage retten sollte. Wider Erwarten sind seine Füße sogar einigermaßen trocken geblieben.
Am Prielschutzhaus sollten wir zwei Nächte bleiben, denn am 3. Tag stand die Gipfelbesteigung des Großen Priel auf dem Programm. Der Wirt war so nett, uns schon vor der Frühstückszeit zu versorgen, so dass wir im Frühtau losmarschieren konnten. Für den Nachmittag war schlechtes Wetter angesagt und wir wollten noch vor den Regenfällen zurück an der Hütte sein, was uns auch geglückt ist. Über einige Schneefelder stiegen wir, vorbei an mehreren Gämsenherden, die 1400 hm hinauf bis zum Gipfel. Für einige war das Gehen auf Schneefeldern eine ganz neue Erfahrung und musste erst einmal geübt werden. Aber Achim, Rosa und Merlin als erfahrene Wanderführer schafften es, uns die Unsicherheiten zu nehmen und unter ihrer geduldigen Anleitung kamen alle sicher am Gipfelkreuz an. Was für ein beglückendes Gefühl!
Aber wir haben auch gelernt: „Der Berg gehört dir erst, wenn du wieder unten bist, vorher gehörst du dem Berg!“. So führte der Weg durch die karge Kalkgesteinslandschaft, vorbei an der Brotfallscharte auf 2340m, über viele Spalten und Schneefelder zurück.
Der nächste Tag wartete mit einer abwechslungsreichen Tour auf, die zunächst durch die Zirbenzone führte und bergauf über unzählige Schneefeder, was mittlerweile ja fast schon zur Routine geworden war in Richtung Pühringer Hütte, die wir – wie sollte es auch anders sein, leider nicht trocken erreichen konnten. Zum Glück wird Kalkgestein bei Regen nicht glitschig, denn wir wurden von einem Gewitter mit Blitz und Donner sowie Hagel- und heftigen Regenfällen überrascht und mussten uns regelrecht in die Latschenzone flüchten. Auch das war eine Erfahrung, die zum Glück glimpflich ausgegangen ist, uns aber auch die Kräfte der Natur gelehrt hat. Die rudimentäre Pühringerhütte hatte ihren ganz eigenen Flair, warm und gemütlich mit einem geschäftstüchtigen Wirt, der sich sein Frühstück gut bezahlen ließ.
Der 5. Tag führte uns zur Loserhütte. Eine lange Etappe, die auch viele Höhenmeter zu bieten hatte. Landschaftlich wunderschön führte sie zunächst durch ein Waldgebiet mit üppiger Flora. Auch heute standen einige Kletterpartien auf dem Programm. Hier konnten wir unsere Bergziegeneigenschaften unter Beweis stellen. Wir folgte dem Welser Höhenweg und Rosa konnte ihr Wissen über die Geschichte der Welser mit uns teilen. Bei der Mittagsrast am Appelthaus erfuhren wir außerdem von der österreichischen Variante der 3G- Regel: Gezapft, Gesoffen, Gezahlt! Nach der Pause führte der Weg an verlassen wirkenden Welserhütten vorbei, die zum Teil neu und mit Solarzellen ausgestattet waren, was doch einige Fragen offen ließ. Die Landschaft wartete mit allem auf, was sie zu bieten hat: zerklüftete Kalkfelsen, Blumenwiesen, Bäche, Seen und Kuhherden ließen erahnen, dass wir uns der Zivilisation nähern.
In der Loserhütte kamen wir viel zu spät an, was uns die Belegschaft mit entsprechender Laune quittierte. Zu unserm Glück wartete Conni mit serbischen Sprachkenntnissen auf, was das Eis zum Schmelzen brachte. Die Dusche tat uns allen gut, denn die Socken und was wir sonst noch am Leib trugen rochen mittlerweile nicht mehr ganz taufrisch!
Nun war sie schon da – die letzten Etappe zurück ins Tal nach Obertraun. Die längste Etappe der Reise und mit ihren 1266m im Abstieg eine Herausforderung für so manche geschundene Knie und Zehen. Achim, Merlin und Na ließen es sich nicht nehmen und kletterten, noch bevor wir anderen die Augen geöffnet hatten, den Sopieklettersteig auf den Loser und machten dadurch zusätzlich 450 hm auf und ab und 6,5 km Strecke. Unser aller Hochachtung gehört ihnen dafür!
Die drei holten uns am Nachmittag ein, als wir anderen dem Schild „Denken Sie diese Woche einmal an sich. Achten Sie auf Ihren Körper! Mach mal Pause“ folgten und bei der Schutzhütte Koppental einkehrten. Bei Kaffee, Erfrischungsgetränken und Kuchen gab es den Geburtstag von Wolfgang zu feiern – der „junge“ Mann schummelte etwas mit seinem Alter und behauptete frech, er sei „36“ geworden…. Alle zusammen konnten wir das letzte Stück, nur noch 1,5 km (vielleicht Luftlinie?) zurücklegen. In Obertraun angekommen suchten wir den „Winkl“, in dem sich unsere Unterkunft befinden sollte, der sich als Ortsteil entpuppte und nun auch noch einmal ca. 1,5 km (Luftlinie?) entfernt war. Fürs Abendessen hatten wir in der Pizzeria Kegelbahn einen Tisch bestellt, vom Jutel aus, ihr ahnt es schon nur 1,5 km (Luftlinie?) entfernt…
Nach gemütlichem Ausklang am Morgen gestaltete sich die Abreise mehr nass, ein kleiner Vorgeschmack auf die Unwetter, die in den folgenden Stunden über Salzburg hinwegziehen sollten. Wir hatten großes Glück, dass uns die großen Regenfälle während der ganzen Woche verschont haben und sind alle dankbar und glücklich über die vielen neuen Erfahrungen die wir machen durften und sind stolz auf unsere Leistung.
Ein herzliches Dankeschön geht daher stellvertretend durch die beiden Berichterstatterinnen Seval und Annette auch im Namen von Svitlana, Heike, Conni, Na, Antonia, Thomas und Wolfgang an Rosa, Achim und Merlin, die diese Touren so sicher und souverän geführt und das ganze drumherum hervorragend organisiert haben!